Workshop: Was Kinder lesen soll(t)en. Ein Dialog zwischen Kinder- und Jugendliteraturforschung und Historischer Bildungsforschung (21.3.2022)

11. 3. 2022

Bez popisku

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21.3.2021, 13.15 bis 17.15 Uhr

Termin:

Online (Zoom)

Form:

Programm
  • Begrüßung
  • 13:15 Uhr

    Tamara Bučková (Karlsuniversität Prag): Literaturvermittlung oder: Wie man die Welt erlesen kann
    • Im Mittelpunkt des Beitrages steht die Arbeit mit den Kinder- und Jugendbüchern in Bezug auf authentische literarische Texte, Lesebücher und vereinfachte Lektüre. Im Fokus steht die Analyse der Kinder- und Jugendbücher, die folgend in unterschiedlichen Formen modifiziert werden. Diese Modifikationen oder auch didaktischen Adaptionen können dann als bereichernde Quellen im Unterricht betrachtet werden. Als grundlegende Begriffe werden literarisches Lesen, literarisches Lernen und Methode des Literaturführers festgelegt. Die Kunst, die Welt zu erlesen zeigt die Wichtigkeit der Literatur auf, die auch in der Form der Belletristik als eine Wissensquelle verstanden werden kann.
  • 14:15 Uhr

    Walter Kissling (Universität Wien): Der politische Systemwechsel als eine 'Zwischenzeit‘ – Im Schulbuchwesen eine Zeit schwieriger Transformationsprozesse.

    Schulbuchbezogene Maßnahmen in den Zeiträume 1919-1920, 1938 und 1945-1946 in Österreich

    Unter ‚Zwischenzeit’ verstehe ich jene Zeit, in der ein altes politisches System außer Kraft gesetzt war, das neue formal zwar schon installiert, aber erst im Begriff ist, verschiedene Bereiche staatlicher Tätigkeit zu erfassen. Die ‚Zwischenzeit’ ist kein Leerraum, sondern ein Raum, in dem hinderliche und förderliche kontextuelle Bedingungen sowie einschlägige fachliche Maßnahmen die jeweiligen Transformationsprozesse bestimmen. Neue politische Systeme stellen an das Erziehungs- und Unterrichtswesen hohe Anforderungen und versuchen, den Transformationsprozess auch auf diesem Teilgebiet des Staatswesens (und ganz besonders hier) in ihrem Sinne zu lenken. Dem entsprechend werden an Schulbücher als Hilfs- und intendierte Steuerungsinstrumente des Unterrichts systemaffine Erwartungen gerichtet. Für die drei genannten Zeiträume frage ich nach den Bedingungen, unter denen der Transformationsprozess im Schulbuchsektor erfolgte und nach den Maßnahmen, welche die Schuladministration unter den jeweiligen Bedingungen gesetzt hat bzw. setzen konnte. Unter den Bedingungen seien genannt die Durchsetzungsfähigkeit des neuen politischen Systems, die wirtschaftliche Lage und Orientierungen in der Lehrerschaft. Zu den Maßnahmen seien stichwortartig genannt die Herausgabe schulbuchrelevanter Regulative, die behördliche Schulbuchzulassung, eine begrenzte Ermächtigung der Lehrkräfte zur Wahl der Unterrichtsmittel, die Oberflächenrevision der Schulbücher, die Herausgabe von „Ergänzungsbüchern“ und Notbüchern sowie die Förderung pädagogischer Publikationen, die auch curricularen Erörterungen Platz boten. Einige der zeitgenössischen Maßnahmen werden am Beispiel von Erstlesebüchern dargestellt.

  • 15:15 Uhr

    Susanne Blumesberger (Universität Wien): Kinder- und Jugendliteratur in Österreich zwischen 1933 und 1945. Tendenzen und Strömungen

    Die österreichische Kinder- und Jugendliteratur war in der Zeit von 1933 bis 1945 von unterschiedlichsten Strömungen und politischen Tendenzen beeinflusst. So flossen Traditionen aus der Habsburgermonarchie mit politisch ausgerichteten Werken der kommunistischen und sozialdemokratischen Partei mit faschistischer Propaganda zusammen. Versuche, die Literatur für Kinder und Jugendliche zu reglementieren und gleichzuschalten waren nur bedingt erfolgreich. Der Vortrag soll einen Einblick geben in diese verschiedenartige Produktion an Werken aber auch in das Leben und Wirken der Autorinnen und Autoren, die einerseits mit Auszeichnungen überhäuft andererseits, wenn sie nicht in das System passten oder sich anpassen wollten, verboten und vertrieben wurden.

  • 16:15 Uhr

    Wilfried Göttlicher (Masaryk-Universität, Brünn): Lebenswelten und ihre Fibeln oder Fibeln und ihre Lebenswelten? Pädagogischer Stadt-Land-Dualismus in Erstlesebüchern, 1945-1964

    Der Gedanke, für Stadt- und Landschulen unterschiedliche Erstlesebücher in Umlauf zu bringen, wird heute mitunter erstaunlich erscheinen, noch in den Anfangstagen der Zweiten Österreichischen Republik (das ist nach 1945) aber war er ‚common sense‘. Wie sich diese pädagogische Stadt-Landdifferenz auf die in Erstlesebüchern vermittelten Inhalte auswirkte, soll in diesem Beitrag untersucht werden. Dabei will ich danach fragen, ob und inwieweit die Lebenswelten, die in den nach 1945 herausgebrachten Fibeln für Land- und Stadtschulen konstruiert wurden, sich nicht nur im Hinblick auf Sozialmilieu und dargestellte physische Umwelt unterscheiden, sondern darüber hinaus auf unterschiedliche gesellschaftliche Leitbilder und damit verknüpfte Erziehungskonzepte und Wertekataloge schließen lassen. Auf den ersten Blick lässt sich zeigen, dass mit Landfibeln eine eher konservative Pädagogik verbunden war, mit Stadtfibeln eine eher moderne. Bei näherem Betrachten erscheint dieser Befund nicht mehr ganz so eindeutig, vor allem aber zeigen sich deutliche Veränderungen im untersuchten Zeitraum.

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